Nicola Bongard, geboren 1965 in Hamburg, studiert in Hildesheim Kulturpädagogik und schließt ihr Studium 1991 sehr gut mit dem Diplom ab. Unmittelbar darauf erste Anstellungen/Berufserfahrungen im kulturellen Bereich, etwa bei der Film- und Video-Kooperative Hannover, beim Kulturamt Hildesheim, im geschichtlichen Zinnfigurenmuseum in Goslar und schließlich bei der Live-Art-Gruppe cultura e.VV. in Hildesheim.
Parallel dazu schreibt Nicola Bongard regelmäßig als freie Mitarbeiterin/Rezensentin (Freies Theater, Bildende Kunst, Literatur, Soziokultur) für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung und das STADTKIND Hannover.
Seit 1999 arbeitet Frau Bongard als freie Dramaturgin, Regisseurin und Autorin regelmäßig für "ihre" Gruppen wie cultura eV., Theater M21 und Theater MATZ sowie das eigene Label pepperworth-produktionen/pepperKiND, das sich auf Hörspielinstallationen und Monolog-Konzepte an theaterfernen Orten spezialisiert. Für cultura e.V. erarbeitet sie Konzepte und Stücktexte und präsentiert darüber hinaus mehrere eigene Kunst-Installationen in Hildesheim (etwa COLLINS ROOM im Freibad Jowiese, UNDER CONSTRUCTION in einem Ladenlokal, AUFBRUCH IN FREMDES REVIER in der Via 113 Artgenossen).
2004 und 2005 gewinnt Nicola Bongard, gemeinsam mit ihrem Partner und Kollegen Jan Exner, für pepperworth-produktionen jeweils den ersten Preis des Internationalen Hörspielwettbewerbs der Leipziger Buchmesse. (2-D-SAMURAI und CAFÉ BAMBI)
2002 Geburt von Tochter Linn, Umzug nach Hannover. Weiterhin selbständige Arbeit vor allem als Autorin, Regisseurin und Leiterin von Schreibwerkstätten im soziokulturellen Bereich für Arbeitgeber:innen der freien Theaterszene in Niedersachsen, etwa KODAK MOMENTS (Hildesheim), Theater R.A.M (Hildesheim)., Theaterwerkstatt Quakenbrück, tpw-Osnabrück, Kulturfabrik (Hildesheim) uva.
2007 Umzug nach Göttingen wegen Festanstellung am Deutschen Theater in Göttingen. Hier, gemeinsam mit Joachim von Burchard, Konzeption und Aufbau des jungen schauspiels als leitende Dramaturgin. Bis zum Intendantenwechsel 2014 begleitet Frau Bongard im Schnitt 7 bis 8 Produktionen im Jahr.
Schon in der freien Theaterarbeit mit von Burchard/Theater M21 liegt auch im "jusch/jungen schauspiel" ein künstlerischer Schwerpunkt auf der Dramatisierung von Buchvorlagen. Einige Uraufführungen kommen so zur Premiere (etwa DER TOD DES BUNNY MUNRO von Nick Cave, ICH BIN VOLLER HASS... von Joachim Gärtner, MEIN INNERER ELVIS von Jana Scherer). 2009 Uraufführung eines Theatertextes von Nicola Bongard, ausnahmsweise im Großen Haus des Deutschen Theaters gemeinsam mit Intendant und Regisseur Mark Zurmühle (DER MANN IN SCHWARZ, zum Leben von Johnny Cash).
Ab 2014 wieder Selbständigkeit als Regisseurin, Autorin und Dramaturgin für diverse Akteur:innen der freien Kulturszene in Niedersachsen. 2019 Gründung des Kulturvereins "Spielraum Göttingen", der stark theaterpädagogisch ausgerichtet ist, aber auch Wert auf eine professionelle Performance-Produktion im Jahr legt und auch interdisziplinär arbeitet, Schreibwerkstätten anbietet und wie bereits am Deutschen Theater eine Lehrerfortbildung für Darstellendes Spiel konzipiert (siehe auch www.spielraum-goettingen.de)
Kurz vor Corona hat Frau Bongard für die Burghofbühne Dinslaken ein Stück geschrieben und als Regisseurin und Bühnenbildnerin umgesetzt (ROBIN HOOD- EIN DIEB WIRD GESUCHT). Es folgte darauf für das Theaterhaus Hildesheim die Konzeption und Stückfassung des Szenenfragments WOY frei nach Georg Büchner, ein experimentierfreudiges Projekt unter Regie von Manuela Hörr für Hörende und für und mit Gehörgeschädigten. Bongard schreibt das Kinderstück OKI & DOKI und bringt es als Regisseurin mit Theater MATZ für KINDER ebenfalls 2019 zur Uraufführung. Während der letzten zwei Jahre folgten noch zwei DigitalProduktionen mit Jugendlichen DIE WAHREN FERIEN SIND IM KOPF (www.ferien-im-kopf.de) und DIRTY ANGELS oder UNSER SCHÖNES LEBEN (hier jeweils Idee, Projektleitung, Durchführung) sowie zwei Stipendien des Fonds DAKU (z.B. www.weseeyourtools.jimdofree.com).
Aktuell Auswertung von 11 Interviews die im Rahmen des Stipendiums THEATERBOOMER FOR FUTURE geführt wurden, einer so genannten "Befragungsreise zu 'alten' Akteur:innen der freien Theaterszene.
All dies nur Ausschnitte und Highlights.
"Ich suche in allem, was ich künstlerisch umsetze, nach einem utopischen Moment. Das war eigentlich von Anbeginn so und in jedem Genre, in dem ich mich einbringe: Wo auch immer der Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit liegt, frage ich nach der Relevanz für die aktuelle Wirklichkeit von Zuschauer:innen und probiere mindestens eine Szene zu kreieren, in der das Publikum ein bisschen wehrlos ist.. Es mag um Selbstoptimierung (schneller schlafen), Klimawandel (ausgesetzt), Armut (Ein Dieb wird gesucht) oder Tourismus (Hier geblieben!) gehen: Ich suche nach Erlebnissen, Sätzen, Szenen, Situationen, in denen ich, auch im intellektuelleren Kontext (und so kitschig es klingen mag) ins Herz treffe, unter die Haut gehen kann - was mir mit Gedanken und Worten gelingt, vielleicht besonders mir gelingt, ein bisschen mein Alleinstellungsmerkmal ist. Das bedeutet: Über das Hirn ins Existentielle vorzudringen, nicht unbedingt über Gefühle, Dramatik und Körperliches. Ich möchte unbedingt, dass die Menschen nicht nur unterhalten, sondern auch berührt und geschüttelt wurden, und sei es nur durch ein Schlussgedicht, ein wirklich rührendes Pamphlet, das etwa Lance Armstrong spricht, der Gescholtene, Gejagte, sei es der Aussteiger, der Angst vor dem Tod hat, da, in seinem Paradies in Griechenland, einsam vergessen, sei es der Rächer der Enterbten, der eine Gefährtin bekommt, der er Vorbild sein kann und die ihm zeigt, wie es noch besser geht.... Ich habe etwas zu sagen. Auch da, wo ich "nur" als Dramaturgin agiere, versuche ich etwas abzugeben, unterzubringen. Da, wo ich schreibe natürlich umso mehr. Ich bilde mich unentwegt fort, bin geistig in Bewegung, auch überfordert. Auch das darf und soll immer wieder in meine Kunst einfließen. Ich bin vieles, Autorin, Dramaturgin, Regisseurin, Layouterin, viel auch Konzept-Meisterin und Ideengeberin aus Leidenschaft. Vermeiderin des rein Konventionellen. Auf der Seite von Kindern und allen, die keine Schubladen brauchen. Wichtig vielleicht für die, die viele haben. Ich liebe diese Art von Theaterarbeit. Sie ist nicht pur, sie ist interdisziplinär. Sie ist nicht digital oder analog, sie ist hybrid. Sie ist manchmal dienend, manchmal erfinderisch. Auf diesem Weg gehe ich weiter, auch mithilfe von Anträgen."